Stimmen in der Pandemie (4)

Wie erleben wir die Corona-Krise? Was belastet uns mehr: Die verordnete Distanz, das Fehlen von Sport, Kultur oder Reisen, das Home-Schooling oder das so ganz andere Familienleben? Wir haben Stimmen und Stimmungen unserer Mieter eingefangen. Heute: Stubensport statt Kiesertraining

Rosemarie Burau und Harry Hoppe (beide 83) aus der Kühleweinstraße haben sich inzwischen mit Corona engagiert: „Obwohl alle unsere sportlichen Aktivitäten seit Monaten ausfallen, lassen wir uns nicht hängen. Dann suchen wir uns eben neue Herausforderungen.“

Für sie gibt’s kein Sport bei Kieser, bei ihm ruht das Kegeln bei Stahl Nord. Auch die gemeinsame Aufgabe als Wanderführer im Harzklub liegt auf Eis. Rosemarie Burau: „Nun machen wir jeden Tag unsere Becken- und Bodengymnastik im Wohnzimmer, wandern allein durch den Harz und erkunden für uns unbekannte Ecken der Stadt. Es ist erstaunlich, was man in seiner eigenen Stadt nicht kennt.“ Auf so manches könne man eine Zeit lang verzichten oder Lücken mit anderen Dingen füllen. Harry Hoppe: „Was uns aber ganz besonders fehlt, ist die Kultur. Wir waren vor Corona immer so gern in der Zwickmühle, regelmäßig im Großen Haus, beim Jazz im Gesellschaftshaus oder bei kleineren Konzerten im Park. Jetzt ist nichts mehr los.“ Besonders bitter sei auch die „tote Innenstadt“. Rosemarie Burau: „Ich muss nichts kaufen, aber das unsere City wie ausgestorben ist, das tut mir in der Seele leid.“