Herbstfutter fürs Bienenvolk

Das ist schon ungewöhnlich: Drei Senioren sammeln auf ihren runden Geburtstagen Geld, um drei Bäume zu kaufen und in Reform zu pflanzen. Am Ende kommen drei Schnurbäume auf MWG-Grundstücken in die Erde, obwohl sie gar keine MWG-Mitglieder sind.

Als Imker kennt Hans Kaufmann die Bedeutung der Bienen und sorgt sich um die Zukunft aller unserer Insekten: „Ich fahre jetzt seit einem halben Jahr hunderte Kilometer mit dem Auto durch die Gegend und musste noch nicht ein einziges Mal die Scheibe von Insekten reinigen. Der Grund ist bitter: Es gibt kaum noch Insekten.“

Er sorgt sich um die Natur, um die Insekten, zu denen auch die Bienen gehören. Er selbst hat Bienenvölker in einem Wäldchen am Kirschweg: „Bis zum Sommer finden sie ausreichend Nahrung, doch im Herbst blüht nur noch wenig.“ Deshalb wirbt er bei der Stadt und im Freundeskreis für die Pflanzung von Spätblühern, zu denen u. a. der Japanische Schnurbaum gehört: „Bei der städtischen Aktion ,Mein Baum für Magdeburg’ aber hat man als Spender weder Einfluss auf den Standort noch auf die Baumsorte.“ Das hält er für falsch und hat deshalb vor drei Jahren selbst die Initiative ergriffen und einen spät blühenden Schnurbaum finanziert, der inzwischen auf einem Grundstück der GWG Reform am Kirschweg wächst.

Damit fängt die Geschichte an, die dieser Tage eine schöne Fortsetzung findet. Denn Hans Kaufmann wirbt nicht nur mit seinen süßen Honiggeschenken, sondern vor allem mit seiner Überzeugungskraft im Freundes- und Bekanntenkreis für mehr Umweltbewusstsein und Bienenliebe. Gehör fand er u. a. in seiner Seminargruppe beim Seniorenstudium an der Uni, die sich vor zehn Jahren gefunden hatte. Bis heute pflegt die Gruppe intensiven Kontakt.

Als nun unlängst drei runde Geburtstage anstanden, sammelten die Jubilare bei ihren Gratulanten Geld für neue Bäume. Roland Wipper (80), Annedore Jaster (65) und Cornelia Weikert (60, Foto v. l.) brachten jeweils 300 Euro auf – genug, um je einen japanischen Schnurbaum zu kaufen. Bei der Frage nach dem Standort war man sich einig, dass er in der Nähe von Bienenvölkern sein sollte (Bienen suchen maximal 5 Kilometer um ihren Stock herum nach Nahrung). Hans Kaufmann hatte mit dem Kirschweg 71-79 ein MWG-Objekt im Auge – obwohl weder er noch einer der Jubilare Mitglieder sind. Er hatte aber gelesen, dass es bei der MWG Bienenwiesen gibt und man dort Umweltprojekten sehr aufgeschlossen gegenübersteht. Doch ehe er sich an die Wohnungsgenossenschaft wandte,  ging er im Haus Klinken putzen. Er befragte jeden Haushalt und hatte am Ende 80 Prozent Zustimmung für die Pflanzungen eingesammelt, die ursprünglich an den Giebelwänden erfolgen sollten. Das ging zwar später dort nicht, da sich unter der Erde Versorgungsleitungen befinden, aber ein paar Meter weiter auf dem Hofgelände. Mit diesem Votum stieß er im Technischen Management der MWG auf offene Ohren. Mitarbeiterin Marlies Kelm sorgte gemeinsam mit dem zuständigen Hausmeister für die Umsetzung.