Einkaufsgedränge ist für alle Trickdiebe ein Eldorado. Sie zocken Geldbörsen aus Gesäßtaschen, ziehen Briefbörsen aus Anzugjacken und öffnen Handtaschen, um an Bargeld zu kommen. Wie man sich davor schützt, weiß Lothar Schirmer, Kriminalrat a. D.
Die Freude auf das bevorstehende Familienfest war bei Frau Berger mit einem Schlag verschwunden. Als sie in einer Boutique einen Pullover bezahlen wollte, griff ihre Hand ins Leere. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn an der Seitenwand ihrer Umhängetasche befand sich ein 15 Zentimeter langer Schlitz. Durch diesen ungewöhnlichen Ausgang müssen ihr Portemonnaie, nebst 300 Euro Bargeld, die Tasche verlassen haben.
Vor einigen Jahren wurde auf dem Weihnachtsmarkt ein Trickdieb gestellt. Um seine Attacken zu tarnen, hatte er in das Innenfutter seiner Jacke ein Loch geschnitten. Seine Hand, die unauffällig in der Seitentasche der Jacke verschwand, konnte dadurch unbemerkt, mit einer Rasierklinge zwischen den Fingern, wieder auftauchen. So ausgerüstet schlitzte er die Handtaschen mehrerer Frauen auf.
Es muss aber nicht immer so perfekt zugehen. Im Gedränge werden Sie angerempelt. Man entschuldigt sich dafür und später merken Sie, dass das Portemonnaie weg ist. Fremde fragen Sie nach dem Weg. „Wo ist denn diese Straße?“ – Halten Ihnen einen Stadtplan vor oder bitten Sie, z. B. auf einem Bahnhof, an einen ausgehängten Fahrplan. Während Sie sich orientieren und abgelenkt sind, plündern andere Ihre Umhängetasche. Mit einem „Können Sie mir das Geld wechseln?“ – bittet ein Fremder Sie ein 2-Euro-Stück zu wechseln. Wenn Sie Ihr Portemonnaie öffnen, lenkt er Sie ab, greift zu und stiehlt Ihnen geschickt ein Paar Scheine, eingeklemmt zwischen dem Kleinen- und dem Ringfinger, während Sie sich auf das Münzfach konzentrieren. Einen 100-prozentigen Schutz vor Trickdieben gibt es nicht. Sie haben aber viele Möglichkeiten, die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Trickdiebstahls zu werden, herabzusetzen.
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Foto: Lothar Schirmer