„Olympia ist einzigartig“

Ob Fußball oder Handball, Schwimmen oder Rudern – die Sportstadt Magdeburg hat viele Olympiasieger hervorgebracht. Doch Erfolge brauchen viele Väter – die MWG ist einer von ihnen. Im Gespräch mit den SCM-Schwimmern Isabel Gose, Lukas Märtens und Florian Wellbrock.

Nehmen Sie uns doch noch mal mit zu Olympia. Was ist das für ein Gefühl, beim größten Sportereignis der Welt als Akteur dabei zu sein? | Isabel Gose: Vor und während seiner Wettkämpfe bekommt man nicht so viel mit – jeder ist in seinem eigenen Tunnel. Aber im „Deutschen Haus“ trifft man dann die deutschen Athleten, kommt mit ihnen ins Gespräch und spürt diese sehr einzigartige Atmosphäre. Florian Wellbrock: Während bei unseren sonstigen Wettkämpfen die Schwimmsportler unter sich sind, versammelt sich hier alles, was bei Olympia starten darf. Da triffst du Leute im Fahrstuhl, die du sonst nur im Fernsehen siehst. Aber alle bleiben auf dem Teppich, auch Sportmillionäre wie Alexander Zverev, der wie alle anderen in der Mensa isst und im Olympischen Dorf wohnt. Jedem ist wichtig, Teil des Ganzen zu sein. Lukas Märtens: Der öffentliche Fokus ist ganz anders als sonst. Ich bin zum Beispiel noch nie in einer Halle vor 17.000 Zuschauern geschwommen. Das ist echt krass.

Und wenn man so erfolgreich ist wie Sie, dann bricht nach olympischen Medaillen jedes Mal der Sturm los… | Florian Wellbrock: Die mediale Präsenz ist tatsächlich enorm. Jeder in Deutschland bekommt mit, was man da gerade erreicht hat. Aber es lässt auch schnell wieder nach. Lukas Märtens: Die Anerkennung und Wertschätzung ist schon sehr groß. Ich denke schon, dass die Magdeburger stolz auf ihre Schwimmer sind. Dennoch fühle ich mich nicht als Star. Ich gebe gern Autogramme oder lasse mich mit Leuten fotografieren, die dich überall auf der Straße erkennen. Isabel Gose: Ich bin da realistisch: Auch in Magdeburg ist Schwimmen neben Hand- und Fußball eine Randsportart, wenn auch eine sehr anerkannte. Während die Ballsportler jedes Wochenende im Fokus stehen, nimmt man uns nur bei großen Wettkämpfen wahr. Aber das ist ok, wir wissen das und freuen uns umso mehr auf Highlights wie Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele.

Wie bewerten Sie die Trainingsbedingungen in Magdeburg? | Florian Wellbrock: Ich sag es mal provokant: Wir sind aktuell die vielleicht erfolgreichste Schwimmgruppe der Welt. Aber wir gehören zu denen mit den schlechtesten Bedingungen. Isabel Gose: Wir teilen uns z. B. das Schwimmbecken mit dem Nachwuchs, mit der Öffentlichkeit und den Kinderschwimm-Gruppen. Der Kraftraum ist klein und verfügt nur über wenige und meist alte Geräte. Lukas Märtens: Für unsere Schwimmgruppe mit zwölf Athleten ist das im internationalen Vergleich nicht mehr zeitgemäß. Jeder von uns wünscht sich eine Schwimmhalle nur für den Leistungssport. Das wäre eine Investition in die Zukunft des Magdeburger Schwimmsports.

Und dennoch ist die Gruppe mega erfolgreich. | Florian Wellbrock: 2012 kam Bernd Berkhahn nach Magdeburg – auch wegen der damals im Vergleich zu Elmshorn oder Bremen guten Bedingungen noch aus DDR-Zeiten. Das war der Beginn der Reise. Isabel Gose: Seinem Ruf folgen die besten Talente im Becken. Wir wissen seine Trainingsmethoden zu schätzen und können uns täglich mit den Besten im Land messen. Ich habe in noch keiner Trainingsgruppe eine solch eiserne Disziplin erlebt wie hier. Lukas Märtens: Jeder bringt seine Talente mit. Die sehr individuelle Förderung des einzelnen sorgt dafür, dass jeder von uns sein Optimum herausholt. So fordernd das ist, so viel Spaß macht es auch, ein Teil der Gruppe zu sein.

Spürt man als Sportler die Wertschätzung der Magdeburger? | Lukas Märtens: Ja, unbedingt. Es ist einmalig, wie sie uns nach Erfolgen feiern. Florian Wellbrock: Man spürt auch, dass die Wirtschaft der Stadt erfolgreichen Schwimmsport haben will. Ich kenne eine Menge Unternehmen, die nicht nur Hand und Fußball sponsern, sondern auch uns fördern. Lukas Märtens: Dass die MWG bis 2028 jetzt Hauptsponsor der Abteilung Schwimmen des SCM geworden ist, stellt wichtige Weichen. Denn das kommt einzig unserem ambitionierten Nachwuchs zugute. Und der wird uns Magdeburgern noch viel Freude bereiten.