Preissprünge ausgeschlossen

Mit dem Ukraine-Krieg gingen die Energiepreise durch die Decke. Für die rund 1.200 Wohnungen in Reform konnte jetzt ein neuer Festpreisvertrag mit dem Versorger GETEC ausgehandelt werden. Vorstand Dr. Andreas Hartung erläutert im Interview die Hintergründe.

Auf der letzten Vertreterversammlung hatten Mitglieder vergleichsweise hohe Energiepreise im Süden beklagt. Der Vorstand versprach, sich darum zu kümmern. Wie ist der Stand? Dr. Andreas Hartung: Wir konnten nach sehr intensiven Verhandlungen mit unserem Versorgungspartner GETEC in Reform einen Festpreis für 2024 verhandeln, der sich an der früheren Gaspreisbremse von 12 Cent/kWh orientiert. Damit sind wir die ersten, denen ein solcher Vertrag für den Süden der Stadt mit der GETEC gelungen ist. Bisher galt in den Verträgen stets eine sogenannte Preisgleitklausel. Das bedeutet: Bei sinkenden Marktbeschaffungspreisen gingen die Kosten für die Mieter nach unten. Umgekehrt bei steigenden Preisen. Angesichts der zuletzt extremen Kurve nach oben war das ein großes Problem.

Für einige sind die hohen Nachzahlungen schwerwiegend. Dr. Andreas Hartung: Ja natürlich. Deshalb bieten wir ja auch Hilfe an, z. B. mit  Ratenzahlungen. Aktuell haben wir mit ca. 70 Mietern Vereinbarungen getroffen. Bereits 2022 hatten wir unseren Mitgliedern höhere Vorauszahlungen angeboten. Diese haben sehr viele unserer Mitglieder akzeptiert, was nun hilft.

Steigende Energiepreise dürften uns angesichts der unsicheren Marktlage und wachsender CO2-Abgabe erhalten bleiben. Welche Möglichkeiten hat die MWG, gegenzusteuern? Dr. Andreas Hartung: Zunächst haben wir mit der GETEC den Wärmeliefervertrag bis 2029 verlängert. Neu ist, dass wir uns jeweils zu Jahresbeginn auf Festpreise für das Folgejahr einigen. Aktuell verhandeln wir die Preise für 2025. Darüber hinaus haben wir eine Kooperation vereinbart. In einem ersten Schritt suchen beide Seiten nach Verbrauchsoptimierungen. Im Übrigen möchte ich unseren Leitern Technisches Management, Jörg Sopauchke, und des Finanzmanagements, Frank Raebel, herzlich danken. Gemeinsam haben wir in der einjährigen Verhandlungsphase wichtige Ergebnisse zugunsten der MWG erreichen können.

Was meinen Sie mit „Verbrauchsoptimierung“? Dr. Andreas Hartung: Wir wollen gemeinsam mit der GETEC untersuchen, wie sich geringere Vorlauftemperaturen und Nachtabsenkungen auswirken. Unsere Bestände im Süden sind umfangreich modernisiert, einschließlich einer ordentlichen Wärmedämmung.

Und der zweite Schritt? Dr. Andreas Hartung: In dem soll uns die GETEC bis zum 30. Juni 2026 technische Lösungen anbieten, wie wir uns von fossilen Energieträgern möglichst mittelfristig lösen können. Wir denken da an Hybridlösungen, eventuell mit Geothermie oder Luft-Wärme-Pumpen.

Warum ist günstigere Fernwärme aus dem MHKW nicht auch für Reform möglich? Dr. Andreas Hartung: Weil das MHKW in Rothensee steht und Fernwärme über diese lange Strecke unwirtschaftlich zu transportieren ist.

Ist es vorstellbar, dass die MWG als größte Wohnungsgenossenschaft im Land eine eigene Wärmeversorgung aufbaut? Dr. Andreas Hartung: Das wäre mit extrem hohen Investitionen verbunden, die wir – auch angesichts unserer jährlichen Investitionen von ca. 25 Millionen Euro in die Bestände – nicht leisten können. Strategisch wollen wir bei unserem Kerngeschäft – der Wohnungsvermietung – bleiben. Deshalb suchen wir mit der GETEC den Schulterschluss, ist sie doch der kompetenteste Wärmeversorgungspartner und die beste Lösung im Süden. Gleichwohl sind gemeinsame Projekte mit den SWM denkbar.

Foto: Dr. Andreas Hartung (li.) mit den Leitern für das Technische Management Jörg Sopauschke (re.) und des Finanzmanagements Frank Raebel (2. v. r.) vor dem Brunnen „Mutter mit Kind“ in Reform. Gemeinsam hat das Trio in intensiven Verhandlungen mit GETEC-CFO Björn Kablitz neue und günstigere Wärmeversorgungsverträge vereinbart.