Stimmen in der Pandemie (2)

Wie erleben wir die Corona-Krise? Was belastet uns mehr: Die verordnete Distanz, das Fehlen von Sport, Kultur oder Reisen, das Home-Schooling oder das so ganz andere Familienleben? Wir haben Stimmen und Stimmungen unserer Mieter eingefangen. Heute: Doppelbelastung für Alleinerziehende

Auch im Leben von Anja H. (vollständiger Name ist der Redaktion bekannt) ist Corona angekommen: „Aber ich will nicht jammern, andere hat es viel härter getroffen.“ Sie ist selbstständig und hat einen vollen Arbeitstag: „Bei mir klingelt um 4 der Wecker und vor 18 Uhr bin ich auch nicht wieder zu Hause. Im Grunde bin ich dann ganz froh, auf der Couch zu liegen.“ Belastend freilich sei für sie die Doppelbelastung mit Beruf und als Ersatzlehrerin.

Wie allen Schülern blieb ihrem 13-jährigen Sohn wochenlang die Schule ebenso verwehrt wie die Treffs mit Freunden. Stattdessen Endlos-Home-Schooling mit oft wenig motivierten Lehrern: „Die meisten haben Weblinks zum Selbsterlernen und anschließend PDF-Dateien mit Aufgaben geschickt. Das war es dann.“ So wurde die Playstation zum besten Freund des Sohnes: „Als Alleinerziehende ohne familiären Background habe ich Grenzen. Es gibt so manches Fach, da kann ich einfach nicht mehr helfen. Der Stoff, den die Kinder in diesem Schuljahr verpasst haben, ist nie wieder aufzuholen.“ Die alleinerziehende Mutter fände es am sinnvollsten, wenn alle das Schuljahr komplett wiederholen könnten: „Doch das ist politisch leider nicht gewollt“.