Viele ukrainische Familien haben bei der MWG ein vorübergehendes Zuhause gefunden. Svetlana, Maksym und Yana Yakovenko waren die ersten, die am Neustädter See ihr Quartier bezogen haben. Ein Ort der Ruhe nach einer gefährlichen Flucht.
Drei kleine Rucksäcke und ein paar Plastiktüten mit Lebensmitteln – das ist alles, womit Svetlana, Maksym (9) und Yana Yakovenko (11) zur Übergabe ihrer Wohnung in Nord kommen. Mehr konnten sie bei ihrer überstürzten Flucht aus Charkiw wohl nicht mitnehmen. Die Flucht, so ist ihren wenigen Worten zu entnehmen, muss gefährlich und abenteuerlich gewesen sein. Die Trennung von Mann und Vater, der beengte Platz im übervollen Zug, der ohne Halt bis nach Warschau fährt. Unterwegs hin und wieder Detonationen und Sirenen. Und die Angst, der Zug könnte gestoppt oder getroffen werden. Der Hauptbahnhof in Warschau: Gedränge, Stimmengewirr, frisches Wasser und etwas zu essen. Doch wie weiter? Yakovenkos wollen nach Magdeburg. Hier lebt seit über 20 Jahren Svetlanas Schulfreundin, die auch Patentante der 11-jährigen Yana ist.
Doch wie kommt man von Warschau nach Magdeburg? Mit Glück und einem Zufall! Denn im Zug haben sie eine Familie kennengelernt, die von einem Freund aus Bochum abgeholt wird. Doch auch der Bochumer ist erschöpft und müde. Er sucht einen Mitfahrer mit Führerschein. Svetlana Yakovenko hat ihn – es ist ihr Fahrschein nach Deutschland. Während der Bochumer im Auto schläft, lenkt Svetlana das Auto bis nach Magdeburg. Hier lässt sie sich mit ihren Kindern absetzen, während die anderen die Fahrt nach Bochum fortsetzen. Es folgt eine Nacht in der Zentralen Aufnahmestelle Halberstadt, zwei Nächte bei der Schulfreundin in Magdeburg und dann – schneller als erhofft – der Einzug in die MWG-Wohnung. Vertreter vom Sozialamt und des Kommunalen Gebäude-Managements sowie der MWG sind mit dabei. Matthias Altrichter, Leiter des MWG-Vertriebsmanagements, zeigt den Flüchtlingen, was wichtig ist: Klingel, Briefkasten, Mülltrennung, nächster Supermarkt, Straßenbahnhaltestelle.
Als alle wieder weg sind, fallen sich die Yakovenkos in die Arme. Endlich Ruhe, endlich Sicherheit. Keine Nacht mehr in überfüllten Zügen oder Turnhallen. Und doch in großer Sorge um die Liebsten zu Hause. Die Eltern und Großeltern sind in Charkiw geblieben. Vorerst. Alle hoffen auf ein baldiges Wiedersehen.