Niemals allein im Ikarus-Haus

Ein liebevoll gedeckter Tisch, ein  Vase mit bunten Frühlingsblumen – und eine herzlich lächelnde Frau Chladek erwarten die Bewohner des Ikarus-Hauses an diesem Freitag zur Mittagszeit im Gemeinschaftsraum.

Frau Chladeck ist die gute Seele des Ikarus-Hauses.
Frau Chladeck ist die gute Seele des Ikarus-Hauses.

Denn allein essen muss hier niemand. „Wir verstehen uns als Service-Wohnen“, meint Frau Chaldek, ihres Zeichens Hausdame im Objekt. Und Service wird tatsächlich groß geschrieben. Frau Chladek als die gute Seele hilft den Mietern mit ihren Rollatoren zu ihrem Platz und bringt das Gefährt dann wieder vor die Tür.
„Bei der Anzahl der Bewohner, die zum Mittagsessen kommen, wird es sonst zu eng!“ meint sie und strahlt. Dass ihre Arbeit ihr Spaß macht, spürt man gleich, wenn man die engagierte und doch stets freundliche Frau sieht. Dabei sind ihre Tätigkeiten als Hausdame sehr umfassend: zunächst versteht sie sich als wichtige Ansprechpartnerin für die Bewohner des Hauses, mit ihr kann man über Probleme reden und sie kümmert sich, um alles was so ansteht – Anträge und Überweisungen ausfüllen oder Dienstleistungen vermitteln wie Fenster putzen oder Wäsche bügeln. Aber auch Rezepte löste sie ein für die Mieter, die ihr sehr ans Herz gewachsen sind. „Das ist das schöne hier: es ist alles vor Ort: die Apotheke, der Supermarkt, die Straßenbahn- und Bushaltestelle, ein Bäcker und ein Blumenladen gegenüber.“
Und weil der taffen Frau die Senioren so wichtig sind, besteht sie auf ihre wöchentliche „Wohlfühlkontrolle“, wie sie es nennt: „Einmal pro Woche klingele ich auch bei den Bewohnern, die ich unter der Woche nicht gesehen habe. Es muss ja keiner an unseren Veranstaltungen teilnehmen. Und mit wem ich länger nicht gesprochen habe, den suche ich dann persönlich auf und frage, ob er sich wohlfühlt, ob alles in Ordnung ist, ob Hilfe benötigt wird.“
Stichwort Veranstaltungen: diesbezüglich ist mächtig was los im Haus am Olvenstedter Platz. Einmal monatlich erstellt Frau Chladek einen Plan für den kommenden Monat. Sei es die gemeinsame Sportstunde oder der Spielenachmittag, eine Fotoshow oder eine fröhliche Rosenmontagsfeier – die Hausdame lässt sich immer was einfallen. „Auch die Bingo-Nachmittage und das Gedächtnistraining kommen sehr gut an“, weiß sie. Und da dürfen natürlich die Bing-Preise nicht fehlen. Schließlich sollen sich die Senioren ja ordentlich ins Zeug legen. Und die werden eben schnell noch nach Feierabend gekauft. Sie macht das eben gern für „ihre“ Senioren. Ebenso die Geburtstagsvorbereitungen für die gemeinsamen Feiern der Jubilare, da darf es ruhig einmal ein Sekt sein, nebenbei studiert sie noch Gedichte ein und lernt Sketche für die Geburtstagskinder.
Apropos Geburtstag: bald feiert wieder ein Bewohner des Hauses sein Fest – zum 94. Mal. Somit ist er der Älteste der insgesamt 56 Mieter – der Jüngste zählt gerade mal 69 Lenze. Doch das Zusammenleben im Ikarus stört sich nicht an Altersunterschieden. Da wird sich auch untereinander tatkräftig geholfen und unterstützt. Viele kleine Freundschaften haben sich während des mittlerweile 10jähigen Bestehens gebildet.
Gleichwohl kann jeder Bewohner so leben wie er es mag: mit mehr Kontakt zu den anderen Mietern oder auch weniger – freibestimmt und selbstständig. Die schönen 2-Zimmer-Wohnungen mit Küche und Bad machen das auch problemlos möglich, sie sind alle ebenerdig erreichbar und haben schöne Balkone. Wer trotzdem auf Hilfe von außen angewiesen ist, kann den Pflegedienst in Anspruch nehmen, der dreimal täglich das Haus besucht. Dieser hilft beispielsweise bei der Einnahme von Medikamenten oder berät auch bei Fragen rund um Beantragung einer Pflegestufe. Niemand ist also auf sich gestellt im Ikarus-Haus. Für den Notfall bietet die Volkssolidarität, die Vertragspartner für diese besondere Form der Betreuung sind, einen  Hausnotruf an. Hierüber kann im Ernstfall schnell und unkompliziert sofort ärztliche Hilfe herbeigerufen werden.
Dies gibt die nötige Sicherheit, so dass jeder der Mieter selbst in hohem Alter selbstständig und für sich – jedoch nicht allein – leben kann. Allein sein braucht eben niemand im Ikarus-Haus. Neben den regelmäßigen Veranstaltungen werden auch gemeinsame Ausflüge organisiert. Die Bewohner können sich freuen auf Tagesreisen unter anderem nach Gommern oder Hohenwarthe. Gewürzt werden diese fröhlichen Tage auch mit einem Programm, welches Frau Chladeck gestaltet: auch da wird gesungen und gedichtet, es gibt kleine interessante Erzählungen zum Ausflugsort. Unterstützt wird sie bei ihren Aktivitäten von Frau Kauczor, ihrer fleißigen Assistentin.
Es ist eben immer was los im Ikarus, Langeweile kommt hier nicht auf. „Wir sind wie eine kleine Familie hier und sind für einander da.“ freut sich Frau Chladeck. Und eilt zu einer älteren Dame, die den Gemeinschaftsraum betritt. Sie begrüßen sich herzlich und Frau Chladeck hat nun keine Zeit mehr für die MWG – die nächste Feier soll geplant werden…
Die MWG möchte sich auch auf diesem Weg für die liebevolle Betreuung der Bewohner des Hauses „Ikarus“ bei Frau Chladeck herzlich bedanken!