„Die MWG bietet immer ein bisschen mehr als eine Wohnung“

Traditionelles Interview zum Jahresende mit den MWG-Vorständen Thomas Fischbeck und Axel Herrmann

Im Interview zum Jahresende ziehen die MWG-Vorstände Thomas Fischbeck und Axel Herrmann Bilanz.

2013 bleibt den Elbestädtern als Jahr des Jahrhunderthochwassers in Erinnerung. Nur haarscharf entging Magdeburg einer Katastrophe. Auch die MWG kam mit einem blauen Auge davon.

Thomas Fischbeck: Das kann man wohl sagen. Die MWG hat ja bis auf drei Häuser auf dem Werder keine Bestände in Flussnähe. Und dort gab es nur geringfügig Wasser im Keller. Dafür haben viele unserer Mitglieder gekämpft und tagelang Sandsäcke gestapelt. Die MWG bedankte sich bei den Helfern – z.B. mit Spontanspenden an das THW Gifhorn und die Freiwillige Feuerwehr Beyendorf sowie mit neuem Spielsand für die Kita „Storchennest“.

Apropos Kita: Seit 2013 ist die MWG am Nordpark Eigentümer einer Kita und eines Schulhortes. Was bringt das einer Wohnungsgenossenschaft?Vorstand

Thomas Fischbeck: Eine Genossenschaft muss sich nach unserer Überzeugung auch gesellschaftlich und sozial engagieren. Erst recht, wenn wir dadurch unsere Position im Wettbewerb stärken. Mit dem Kauf der Immobilien sichern wir uns das Recht, 25 Prozent der Plätze zu vergeben. Dadurch konnte an vielen Stellen geholfen werden. Natürlich haben sich dadurch auch unsere Vermietungschancen verbessert. Mit fünf Kitas pflegen wir darüber hinaus seit Jahren gute Patenschaften.

 

Großzügigkeit braucht Wirtschaftlichkeit im Kerngeschäft. Wie sieht es mit der Vermietung aus?

Axel Herrmann: Die letzte verfügbare Zahl vor Redaktionsschluss datiert vom 31. Oktober 2013: Demnach ist es uns gelungen, mit einer Leerstandsquote von 2,97 Prozent erstmals seit 1997 unter der 3-Prozent-Hürde zu bleiben. Anders gesagt: Nur 269 unserer 9.063 Wohnungen waren zu diesem Zeitpunkt nicht vermietet. Das ist ein tolles Ergebnis, und wir als Vorstand wissen, wem wir das zu verdanken haben: Unseren sehr engagierten Mitarbeitern – vom Hausmeister bis zum Bereichsleiter.

 

In welchen Stadtteilen gibt es dabei die größten Ausschläge?

Axel Herrmann: Mit 1,72 Prozent haben wir am Neustädter See  das beste Ergebnis. Nur 35 Wohnungen stehen dort leer. Die größten Probleme haben wir im Kannenstieg und im Neustädter Feld. Die 102 unvermieteten Wohnungen entsprechen einer Leerstandsquote von 4,93 Prozent. Da müssen wir 2014 ran.

 

Der Bauplan 2013 sah Investitionen von 16,8 Millionen Euro vor. Gab es Probleme?

Thomas Fischbeck: Alle Bauprojekte für das Jahr 2013 sind planmäßig verlaufen. Der größte Etat entfiel traditionell auf die Instandhaltung mit 7,4 Millionen Euro, gefolgt von Modernisierung und Wohnumfeldverbesserung mit 5,2 Millionen Euro und dem Neubau mit 3,9 Millionen Euro. Mit 300.000 Euro schlugen Abrissarbeiten zu Buche. Für den Abriss der Hans-Grade-Straße 51/53 und den Teilrückbau der Bernhard-Kellermann-Straße erhielten wir 160.000 Euro Fördermittel.

 

Die Mitglieder wird interessieren, was zwischen Daumen und Zeigefinger übrig bleibt. Gibt es auch für 2013 eine Dividendenzahlung?

Axel Herrmann: Nach Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat entscheidet darüber abschließend die Vertreterversammlung. Nach derzeitigem Stand kann der Vorstand den Gremien aber ruhigen Gewissens auch für 2013 eine Dividendenzahlung empfehlen.

 

Im Interview mit der „loggia“ sagt Bauminister Thomas Webel, dass Menschen, die bei Genossenschaften eine Wohnung mieten, eigentlich ein Zuhause suchen. Bietet das die MWG?

Axel Herrmann: Unser Slogan heißt „Sie wohnen – wir kümmern uns“. Das sagt doch alles, oder? Die MWG legt Wert darauf, dass sie immer ein bisschen mehr als Wohnen bietet.

 

Zum Beispiel?

Thomas Fischbeck: Zum Beispiel Nachbarschaftstreffs, einen eigenen Nachbarschaftshilfeverein, der Hilfe, Veranstaltungen und Projekte organisiert. 1708 Mitglieder haben diese Angebote wahrgenommen. Zum Beispiel eine Erweiterte Mitgliederbetreuung, die sich im Konfliktfall um Mieter kümmert, die Tagesfahrten, Kinderweihnachtsfeier, Dampferfahrten, Konzerte und mehr anbietet. An diesen Veranstaltungen nahmen fast 1.000 Mitglieder teil. Und z.B. auch der Erwerb und die enge Patenschaft zu Kitas für unsere Familien und die vielfältigen Maßnahmen an Haus, Wohnung und die Betreuung für unsere älteren Mitglieder.

 

2014 jährt sich die Gründung der MWG zum 60. Mal. Ein Grund zum Feiern?

Thomas Fischbeck: Wir denken, dass es viele Gründe dafür gibt. Und es liegt uns am Herzen, an die Ursprünge unserer Geschichte als Gemeinschaft Gleichgesinnter zu erinnern. Vor 59 Jahren trafen sich in der SKL-Kesselschmiede zwei Dutzend Männer, um in Notzeiten gemeinsam Wohnungen zu bauen. In einer Chronik, die im Sommer 2014 erscheint, werden sich viele Mitglieder an jene Jahre erinnern.

Axel Herrmann: Darüber hinaus wollen wir eine Wohnung wieder so herrichten, wie sie in den 1950er Jahren Standard war. In dieser MWG-Museumswohnung möchten wir Begegnungen zwischen den Generationen organisieren. Und natürlich wollen wir im nächsten Sommer den „60.“ auch gebührend und etwas anders als sonst feiern.

Thomas Fischbeck: Aber bis dahin ist ja noch ein bisschen Zeit. Zunächst möchten wir Ihnen und Ihren Familien ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch wünschen. Bleiben Sie uns auch 2014 treu und gewogen.