„Wir haben ein großes Defizit an barrierearmen Wohnungen“

Landesbauminister Thomas Webel im Gespräch: Webel

Bis 2025 macht die Altersgruppe Ü65 in Sachsen-Anhalt mehr als ein Drittel der Bevölkerung aus. Der Bedarf an altenfreundlichen und barrierearmen Wohnungen wird steigen. Kennen Sie die aktuellen Zahlen?

Thomas Webel: „Es gibt nur Schätzungen anhand der Zahlen der wohnungswirtschaftlichen Verbände. Demzufolge haben die Mitgliedsunternehmen rund 55.000 barrierearme Wohnungen im Bestand. Das sind gut 16 Prozent.“

Ist das ausreichend?

Thomas Webel: „Wir haben einen großen Nachholebedarf. Ohne die Nachrüstung von Fahrstühlen ab der 4., 5. Etage werden sich Wohnungen bald kaum noch vermieten lassen. Der bedarfsgerechte Umbau von Wohnimmobilien ist eine zentrale Aufgabe in den nächsten Jahren.“

Umbauten im Bestand sind teuer und nicht jedes Wohnungsunternehmen kann sich das leisten.

Thomas Webel: „Die durchschnittliche Kaltmiete in Sachsen-Anhalt liegt bei 4,52 Euro. Das ist im Vergleich zu anderen Bundesländern wenig. Erst recht, wenn man teure Umbauten ins Auge fasst. Allein die Nachrüstung eines Fahrstuhls schlägt in Plattenbauten pro Eingang mit 300.000 Euro zu Buche. Da ist es manchmal günstiger, völlig neu zu bauen, wie es die MWG ja häufig tut. Andererseits bin ich mir sicher, dass private und genossenschaftliche Wohnungseigentümer sehr genau wissen, welche Wohnangebote sie zu viel oder zu wenig haben und wie sie ihre Defizite abbauen können.“

Kann bzw. will die Politik mit gezielter Förderung dazu beitragen, dass sich ältere Menschen solche Wohnungen auch leisten können?

Thomas Webel: „Seit 2011 gibt es das Förderprogramm „Sachsen-Anhalt Modern“, das Zinszuschüsse für barrierearme Umbauten bietet. Angesichts der historisch niedrigen Zinsen ist der Mittelabfluss derzeit aber nicht sehr berauschend. Doch die Zinsen werden wieder steigen. Darüber hinaus können KfW-Mittel und direkte Zuschüsse beantragt werden.“

Sie waren zuletzt bei MWG-Grundsteinlegungen in Reform und Stadtfeld persönlich dabei. Es hat den Anschein, als seien Sie beeindruckt.

Thomas Webel: „Ich pflege zur Wohnungswirtschaft generell gute Kontakte. Die Arbeit der MWG, insbesondere des Vorstandssprechers Thomas Fischbeck, schätze ich sehr. Und ja, ich habe durchaus den Eindruck, dass die MWG in vielen Dingen Vorreiter und Taktgeber in Sachsen-Anhalt ist. Die Spareinrichtung ist dafür ebenso ein Beispiel wie die vielen stadtbildprägenden Neubauten oder das außergewöhnlich gute Serviceangebot. Allein der Slogan der MWG spricht ja Bände: „Sie wohnen, wir kümmern uns.“

Sie meinen, das kommt an?

Thomas Webel: „Da bin ich mir sehr sicher. Sehen Sie, die Menschen suchen ja heutzutage nicht mehr nur eine Wohnung, sondern ein Zuhause. Denn über 70 Prozent unseres Lebens verbringen wir in den eigenen vier Wänden. Und gerade deshalb begrüße ich alles, was die Rolle des Mieters stärkt. Die MWG ist auch hier vorn mit dabei, wenn sie Tochtergesellschaften gründet, die sich um Energie- oder Mediaangebote kümmern, die am Ende Energie spart und die Brieftasche ihrer Mieter schont. Da kann ich nur sagen: Hut ab.“

Vielen Dank, Herr Webel, für das ausführliche Gespräch!