Gesunder Menschenverstand

Heidi Lange ist die Leiterin der Magdeburger Verbraucherzentrale. Seit 1990 ist sie für Verbraucher da und hat so manchen Ganoven das Fürchten gelehrt. 

Gibt es aktuelle Betrugstrends?
Heidi Lange: Mehrere: Telefonverträge an der Haustür, sündhaft teure Schlüsseldienste, Renten-Lotto, wirkungslose Nahrungsergänzungsmittel oder unhaltbare Vertragsversprechen zu angeblich verfügbaren Internet-Bandbreiten.

Woran erkennt man, dass es sich höchstwahrscheinlich um ein unseriöses Angebot handelt?
Heidi Lange: Sehr vereinfacht gesagt: Wenn jemand unangemeldet an der Wohnungstür klingelt und Ihnen etwas verkaufen möchte, dann will der meist nur eins – Ihr Geld.

Das dürfte ja nun inzwischen jeder wissen, dass Haustürgeschäfte in der Regel einen Haken haben.
Heidi Lange: Jeder ist anfällig, wenn das Überraschungsmoment dazukommt. Wer glaubt, er ist davor gefeit, irrt. Ich habe hier schon Leute gehabt, die immer sicher waren, dass sie Betrügereien erkennen.

Haben Sie ein Beispiel?
Heidi Lange: Nehmen wir an, Sie haben sich ausgeschlossen und brauchen einen Schlüsseldienst. Sie googlen im Smartphone und entscheiden sich der Einfachheit halber für den erstgenannten Anbieter, sagen wir AAA-Schlüsseldienst. Am Telefon nuschelt er noch was von 9 Euro, aber das entscheide sich endgültig vor Ort. Statt nach den versprochenen 10 Minuten ist der Dienst nach 55 Minuten endlich da und stellt fest, dass die Tür ohne Gewalt nicht zu öffnen ist. In Ihrer Not stimmen Sie zu. Der Mann öffnet das Schloss in Sekunden, macht dabei aber das alte Schloß unbrauchbar. Also wird ein neues eingebaut. Die saftige Rechnung kann mehrere hundert Euro betragen: Langer Anfahrtsweg, neues Schloss, Spezialwerkzeug, Nachtzuschlag, Preisaufschlag usw.

Und nun?
Heidi Lange: Der Mann wird auf Bargeld bzw. Kartenzahlung drängen oder sie sogar zur Bank begleiten wollen. Mein Tipp: Keinen Cent bezahlen. Drängen Sie auf ordnungsgemäße Rechnungslegung und gehen Sie damit zum Anwalt oder zu uns. Gut ist, wenn der Vermieter an der Haustafel die Kontakte der Partner-Schlüsseldienste veröffentlicht. Dann passiert so etwas nicht.

Wo steckt ebenfalls meist Unseriöses dahinter?
Heidi Lange: Ich rate zur Vorsicht, wenn Ihnen jemand einen neuen Telefonvertrag anbietet, der günstiger als der bisherige ist. Das mag zwar stimmen, doch der alte Vertrag hat Laufzeiten, die man auch einhalten muss. Im ungünstigsten Fall bezahlt man also zwei Verträge. Gleiches gilt für Energie- oder Versicherungsverträge. Vorsicht würde ich auch bei den Versprechungen walten lassen, was Nahrungsergänzungsmittel betrifft. Auch Magnethals- oder -armbänder halten oft nicht, was man ihnen andichtet. Die Faustregel besagt: Sprechen Sie immer erst mit ihrem Hausarzt.

Was tun, wenn man in eine Falle getappt ist?
Heidi Lange: Sofort reagieren. Keine falsche Scham. Reden Sie darüber und lassen Sie sich in der Verbraucherzentrale beraten. Je eher, desto besser. Manch Schaden kann begrenzt oder komplett verhindert werden.

Kontakt:
Beratungsstelle Magdeburg, Breiter Weg 32, 39104 Magdeburg
Tel. 0391 – 54 39 979
Mail: vzsa@vzsa.de

Öffnungszeiten:
Mo 10-13 Uhr
Di   10-13, 14-18 Uhr
Do 10-13, 14-18 Uhr
Lebensmittelberatung:
Di   14-18 Uhr
Energieberatung:
Mo 14-17:30 Uhr
Mi 14-17:30 Uhr

Kosten:
Beratung ab 5 Euro, maximal 10 Euro