Kahled und der Wunsch nach einem Zuhause

Kahled kommt aus Syrien. Geflüchtet aus seiner Heimat. Vor Hunger, Gewehren, vor Krieg und dem Tod. Kahled will leben. Nach einer langen Reise ist er vor 18 Monaten in Deutschland angekommen. Magdeburg ist jetzt sein neues Zuhause. Nach ein paar Monaten in der Gemeinschaftsunterkunft hat er eine Wohnung bei der MWG bekommen. Er sei nett aufgenommen worden von den Nachbarn in Nord, sagt er. Sein Gesicht strahlt von einem Mundwinkel zum anderen, wenn er über seine Nachbarn spricht: „Eine Familie im Hauseingang besucht jetzt einen Englisch-Kurs, damit sie sich mit mir unterhalten können.“

Kommunikation – das ist das Allerwichtigste. Das haben auch alle anderen erkannt, die wie Kahled als Flüchtlinge ein Zuhause bei der MWG gefunden haben. Deshalb nehmen sie das Angebot der MWG-Stiftung gern an, ein Mal pro Woche zum “Orientierungskurs“ zur MWG in die Letzlinger Straße zu kommen. Gemeinsam mit Coach und Diplompädagogin Ursula Sich vom Kommunikationszentrum KulturSICHer reden sie über das Leben in Deutschland, den Alltag in Magdeburg und das Wohnen bei der MWG. Themen wie Hausordnung, Ruhezeiten, Nachbarschaft, Mietvertrag, Mülltrennung stehen dabei ganz oben. Aber auch Themen wie Religion, Kultur und insbesondere die Informationen zur Familienplanung sind von großem Interesse. Die „Orientierungskurse“ sind freiwillig und ergänzen die staatlichen Pflichtkurse des BAMF. Alle Flüchtlinge besuchen täglich fünf Stunden einen Sprach- und Integrationskurs. Doch das Angebot der MWG-Stiftung haben sie ganz besonders ins Herz geschlossen. Bietet es doch die Chance, Einheimischen zu begegnen und Fragen zu stellen, die sie bewegen. Denn Kahled hat wie auch Osama, Ehat, Amr, Ali, Mohammad  oder Abir den großen Wunsch, mehr Kontakte zu Deutschen zu haben: „Wir möchten in Freundschaft mit allen Menschen leben, uns Zuhause und willkommen fühlen.“

Umso schöner sind da Erlebnisse, wie sie Ehab hatte. Er wurde eines Tages von einer Nachbarsfamilie zum Essen eingeladen. Die Verständigung war zwar schwierig und gelang nur mit Händen und Füßen, doch beim Essen spricht man ja eh nicht so viel. Er denkt voller Dankbarkeit an diesen Tag zurück: „Wenn ich etwas besser deutsch kann, dann werde ich mich auf meine Art bedanken und meinen Gastgebern ein typisch syrisches Essen zubereiten.“

Abir ist Lehrerin. Sie kam vor eineinhalb Jahren mit Söhnchen Said nach Magdeburg. Die Palästinenserin wurde in Syrien geboren und lebte dort lange in Glück und Frieden. Doch seit Ausbruch des Krieges ist es für Menschen wie sie dort nicht mehr sicher. Sie flüchtete, emanzipierte sich in Deutschland und trennte sich hier von ihrem Mann. Im syrischen Alltag ein unerhörter, ja im Grunde unvorstellbarer Vorgang. Durch den kleinen Said, der in Nord einen Kindergarten besucht, hat Abir erste Kontakte zu deutschen Eltern knüpfen können: „Mein größter Wunsch ist es, viele deutsche Freunde zu finden.“

Auch Osama hat einen ähnlichen Wunsch: „Ich möchte gern mehr über die deutsche Lebensweise und deutsche Kultur erfahren.“ Mehr Kontakte zu Nachbarn, zu Magdeburgern, zu Gleichgesinnten – das wünschen sich im Grunde alle, die die Kurse der MWG-Stiftung besuchen. Die Stiftung möchte dabei helfen und lädt die neuen syrischen Mieter herzlich in die Mietertreffs der MWG-Wohnungsgenossenschaft ein, in denen regelmäßig Veranstaltungen aller Art stattfinden.