Der Torjäger: Joachim Streich

DDR-Rekordfußballer Joachim Streich wird nicht nur vom Magazin „11 Freunde“ völlig zu Recht als „Legende“ bezeichnet. Allein seine diversen Rekorde als Nationalspieler und Torschütze sprechen eine eindeutige Sprache. Allerdings: Das Unnahbare, das in der Regel Legenden anhaftet, geht dem bodenständigen Streich völlig ab. Bereitwillig erzählt er über seine Fußballerkarriere und steht dem Publikum gern Rede und Antwort. So erzählt das unlängst erschienene Buch „Der Torjäger“ von Mirco Robus authentisch von den Höhen und Tiefen des Lebens eines Fußballstars in der DDR.

In einer Gesprächsrunde wird Joachim Streich am Dienstag, 13. März 2018, 19 Uhr, in unserer DDR-Museumswohnung, Hohepfortestraße 61, seinen Fans Rede und Antwort stehen. Im kleinen Wohnzimmer mit original DDR-Einrichtung haben bereits schon der Journalist Karl-Heinz Kaiser („Weißt Du noch…“) und Alt-OB Willi Polte über ihr Leben in der DDR gesprochen. Wegen der auf maximal 30 Besucher beschränkten Platzkapazität in der Wohnung ist eine telefonische Voranmeldung unter 0391 – 56 98 444 unbedingt erforderlich.

Bis heute wird Joachim Streich „Der Bomber des Ostens“ genannt, der dem anderen – einem gewissen Gerd Müller – durchaus das Wasser reichen konnte. Denn Streichs Rekorde werden für alle Zeiten unantastbar bleiben. Mit 229 Oberliga-Treffern in 378 Spielen ist Streich Rekordtorschütze, hat mit 105 Länderspielen mehr als jeder andere und erzielte auch im DDR-Dress mit 55 Toren die meisten Treffer. Streich ist in Wismar aufgewachsen, wechselte in der Jugend zu Hansa Rostock, verschoss dort in seinem letzten Spiel einen Elfmeter in Stralsund. Sein Verein stieg ab, er wechselte den Club. „So was macht man aber nicht mit Absicht“, sagt er. Den Fehlschuss hat man ihm in Rostock mittlerweile verziehen.

Eigentlich wollte Streich damals zum FC Carl Zeiss Jena. Dort hatte er inzwischen einige Freunde gefunden, die gemeinsam mit ihm in der Nationalmannschaft spielten, etwa Eberhard Vogel und Peter Ducke. Trainer dort war ein gewisser Hans Meyer. In seinem Buch erzählt Streich, 5000 Ostmark Handgeld hätte man ihm versprochen, zudem 500 Mark je geschossenem Tor. Streich, der vom DDR-Auswahltrainer Georg Buschner als „Leck-mich-am-Arsch-Fußballer“ bezeichnet wurde, stellte beim Generalsekretär des DFV in Berlin einen Antrag, den Verein zu wechseln. Doch die Antwort war ernüchternd: Entweder mit Hansa Rostock eine Liga tiefer spielen oder zum 1. FC Magdeburg wechseln. Bei den wenigen Alternativen fiel die Entscheidung für einen Wechsel nach Magdeburg. Bereut hat er den Schritt allerdings nicht, denn bei den Blau-Weißen erlebte der Angreifer seine goldenen Zeiten, wurde vierfacher Torschützenkönig der DDR. Keine Frage, dass er in der Nationalmannschaft gesetzt war. Doch beim legendären 1:0 im WM-Spiel 1974 im Prestigeduell gegen die BRD fehlte er, weil er zuvor gegen Chile seine Leistung nicht brachte.

Nach seiner sportlichen Karriere wurde Streich Trainer. Der große Erfolg blieb ihm verwehrt. Seine Trainerlaufbahn begann dort, wo er als Fußballer aufgehört hatte: beim 1. FC Magdeburg. Nach der Wiedervereinigung war Streich der erste Ostdeutsche, der einen Fußballverein im Westen trainierte.

Noch mehr interessante Fakten wird Joachim Streich am 13. März in der DDR-Museumswohnung erzählen. Er hat auch versprochen, eine DVD mit Ausschnitten seiner schönsten Tore mitzubringen: „Die haben mir Fans einmal geschenkt.“ Die DVD wird natürlich auf einem original DDR-Farbfernsehgerät abgespielt…